Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Страница 89
Ihro Königliche Maytt. in Polen begaben sich selbst mit der gantzen Hoffhaltung nach Reüsch-Lemberg, die Confoederirten persönlich zu besänftigen. Nachdem der russische Abgesandte, der Stolnik Afonasey Niesterow, vom Reichstag aus Warschau unverrichter Sache zu Moscau arriviret war, ward der Hoffrath und Stadthalter zu Schatzk Afonasey Laurentiewitz Nasczokin von Smolensk nach Moscau beruffen, und als ein groß- und gevollmächtigter Ambassadeur an die Cron Polen und Ihro Königliche Maytt. abgefertiget, und nahm seinen Weg von Moscow auf Neugarden, Pleskow, Dunaburg durch Churland und Sameyten nach Warschau. Dieser ungewöhnliche March und die gar zu neüe Vetrauligkeit, auch offt wiederholte Correspondentz des Nasczokins mit dem General Gonsewskij und Feldmarechal Zuronskij verursachte unter den Confoederirten einiges Mißtrauen wieder den General Gonsewskij und Zuronskij, dann sie sich einbildeten, alß ob der General Gonsewskij, in wärender seiner Gefangenschafft von den Russen bestochen, den Feldmarechal Zuronskij auf seine Seite gebracht und nebst ihm etwas gefährliches wieder die Confoederirten und der gantzen Republique vorhätte, welches Feur auch etzliche derje(112v)nigen, so mit ihm in Moskow gefangen gesessen hatten, mitaufblasen halfen ohne einige Fug und Ursach. Demnach stifftete der confoederirten Armee rechter Flügel unter sich ein geheimes Consilium, erwehlten aus ihrem Mittel zum Substituten den Marechall Mozirskij Constantij Kotowskij und commandirten in der Eil 2 Trouppen von Lida (wo sie ihr Hauptquartier halten) nach der Wilde, den einen unter Commando eines Mitgesellen von des Starosten von Szameyten Companie, Novo genand, den andern unter einem mit Nahmen Chlewinskij, umb den General Gonsewskij, auch den Marchall Zuronskij, welche allda der Commission beywohneten, ohne Rumor mit möglicher Geschwindigkeit zu erhaschen, und aus der Stadt wegzubringen, und niederzumachen. Dieses alles ward von den beyden Commendanten treulich verrichtet. Der Nowos erhaschte in aller Geschwindigkeit den General Gonsewskij, der unpäßlich war, auf dem Bette, setzte ihn ohn einigen Wiederstand in seine eigene Karosse und eilete mit ihm, ehe es wer innen ward, davon, zum Stadtthor hinaus. Unterwegens aber ward er durch Flehen und Bitten des Generals beweget, daß er über gegebene Ordre mit ihm der Armee (vor welcher sich der General in seiner Unschuld zu verantworten gedachte) zu nahe kahm, und da sie nur auf 2 Meil Weges noch das Hauptquartier erreichet hätten, war vielleicht solches, daß nehmlich der General umb Frist anhielte, sich bey der Armee zu verantworten, in dem Hauptquartier schon zu wißen gethan, demnach befürchtend, daß nicht unter den Gemeinen, wann er arriviren würde, einige Wiederspenstigkeit (113r) entstehen möchte, ward alsobald noch ein ander Trop, dem Novos zu begegnen und den General auf der Stelle niederzumachen, commandiret, welcher, nachdem er angelanget, ohne Verzug und Wortwechselung den General (nachdem er schon selbst, da er ihr ansichtig worden, ihre böse Intention merkend oder sich vielleicht zu verantworten gedenkend, guttwillig zu ihnen aus der Karosse begeben hatte) niedergeschlossen, marchiereten selbst mit dem gantzen Trop, auch den Nowos, zurük nach Lida und ließen die Leiche aufm Felde unter blossem Himmel liegen. Desselben gleichen that auch der Chlewinskij mit seinem Trop, welcher, nachdem er den Marechall Zuronskij in der Kirche bey der Messe, auf den Knien sitzend, ertappet, selbigen anpakete und mit ihm in der Eil nach dem Stadtthor hinzu eilete, und, da er ihn ein wenig von der Stadt weggebracht hatte, ward er jämmerlicher Weise niedergesebelt. Diese tyrannische Proceduren wolten den Sameytischen Regimentern oder dem linken Flügel, die es allezeit mit dem Gonsewskij als ihrem General hielten, und zwar mit der littauschen Armee zugleich die Confoederation in Abwesen dieses ihren Generals in genere eingegangen und unterschrieben, aber von diesen neuen Actionen nichts gewusst hatten, gantz im geringsten nicht gefallen, beschuldigten demnach den rechten Flügel und wolten die Ursach dieses unchristlichen Vernehmens wissen. Jene aber geben keine andere, denn diese Antwort, wie daß es nicht ohne grosse und erhebliche Ursache, welche nicht ehe, denn auf künftigen Reichstag, allen Ständen des Reiches öffentlich solten dargethan und vorgeleget werden, geschehen wären.
(113v) In der Hauptstadt Moskow lieff auch in diesem Jahr eine gefährliche Rebellion vor, ward aber durch Ernst- und Standhafftigkeit Ihro Czar. Maytt. und Treue der Strelitzen und andrer Ihro Czar. Maytt. und dem Reiche geneigter Leüthe in der Eil gedämpffet, also daß etzliche tausend der Rebellen drüber ihr Leben einbüssen musten. Ihro Czar. Maytt. in Moskow Unterthanen, die Baskirtzen, wurden auch wieder die Obrigkeit rebellisch, streifften das Land bey Uffa herum durch, machten alles nieder und nahmen gefangen, was ihnen vorkahm, stekten Stadt und Dörffer in den Brand und verübten grosse Excessen. Gegen selbige ward der Bojar und Stadthalter zu Murom Knias Feodor Feodorowitz Wolkonskij, mit einer Armee nach Uffa commandiret, konte sie aber in diesem Jahr zu keiner Unterthänigkeit bringen, sondern verlohr in unterschiedenen Scharmützeln viel Volk.
In der Hauptstadt Moskow ging alles durch die kupfferne Müntze über und über und sahe gar gefährlich aus. Viele tausend Menschen wurden wegen einiger Untreu, Mißbrauches und unbilliger Verfahrung mit der Müntze, insonderheit aber die Beampten, denen die kupfferne Müntzhäuser Ausgab und Einnham des Kupffers anvertrauet, auch die Müntzmeister und Müntzknechte eingezogen, ihre alle Gütter confisciret und auff mancherley Weise torquiret, gemartert und hingerichtet, theils wurden nach der Pein in unterschiedene Örter ins Elend verschiket, nachdem (114r) ihnen auch ihre Haab und Gütter confisciret und genommen waren. So halff dieses dennoch zur Sachen gantz nichts, sondern die Theurung nahm von Tage zu Tage so sehr zu, daß es unglaublich zu beschreiben und in wenig Chroniken desgleichen zu lesen ist. Ein Maaß Roggen galt 20 Rubel, 1 Maaß Haber oder Buchweitzen, Grütze, 28 Rubel, 1 Maaß Haaber 10 Rubel, 1 Fuder Holtz 1 ½ Rubel, 1 Fuder Heu, welches ein Pferd in 2 Tagen verzehren konnte, 15 Rubel, 1 Paar russische Stiefel 12 Rubel. In Summa, jegliche Sache war sehr theur, und dieses geschach aus der Ursach, weilen die Bedienten, so Ihr Czar. Maytt. Soldt hatten, die kupfferne Müntze aus dem Schatze vor denselbigen Preiß als die silberne Müntze gegeben ward, wenn man aber etwas davor kauffen wolte, muste es gegen der silbernen Mütze 10 duppelt und drüber gezahlet werden. Dieses verursachte unter denen, so aus dem Schatz lebten, einen grossen Hunger, Kummer und Elend. Der Landmann hatte keine Noth, denn er verkauffte sein Korn und andere Vorrath desto theurer, die Kauffleute auch nicht, welche ihre Waaren nach selbigem Preiß taxirten, auch wohl drüber doppelten Gewin suchten. Zuletzt ward auch bey dieser bösen Müntze das Silbergeld sehr wohlfeil, also daß jegliche Sache 3, ja 4 mahl theurer den vorhin mit Silbermüntze muste gezahlet werden. Das Land war zwar, Gott Lob, voll von allerhand Vorrath, Korn und Früchten, daß gar keine Ursach zu dieser grossen Teuerung schiene, ohne die unordentliche Verwaltung, weilen ein jeder die (114v) kupfferne Müntze aus dem Schatz vor gut und gangbahr annehmen, aber wenn es zur Ausgabe kahm, galten 10 Schilling kaum einen halben. Auch der Schatz wolte endlich gantz keine mehr annehmen, sondern alle Einnahmen wurden an silberner Müntze gefordert, aber aus dem Schatze kahm nichts den lauter Kupffer heraus, muste demnach der beste Bediente seiner Ausgabe nach sich des Monats mit 6 Rubel behelffen, hatte doch den Nahmen, daß er monatlich 100 Rubel aus dem Schatz zur Besoldung hatte. Der teütschen Officier waren vorm Jahr viel ins Land beruffen, denen viel zugesaget und grosse Contestationes verheissen waren. Itzo aber musten sie schwere Hungersnoth leiden. Aus dem Lande zu ziehen ward nicht erlaubet, und im Lande keine Lebensmittel vorhanden etc.