Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Страница 109

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(182v) Den 4. December. ist der nach Schweden gewesene Courier Wasiley Jabinin mit Ihro König[lichen] Maytt. Brieff zurük nach Moskow kommen, in welchem zu verstehen gegeben wird, daß, obzwar genüge den Cardischen Pacten keine russische Großgesandschafft in Stokholm anzunehmen sein werde, ehe und bevor alle Streitigkeiten und nach dem geschlossenen Frieden entstandene Differentzien von beyderseits Großcommissarien auff der Gräntze componiert und gäntzlich beygeleget wären. Dennoch so wolten Ihro Königliche Maytt. in Schweden, Fried und Einigkeit zu unterhalten, vor diesmahl Ihro Czar. Maytt. Großgesandten auf dero vielfältiges Begehren annehmen laßen, doch dergestalt, daß selbige noch bey itzigen Winterwege sich ungesäumt einstellen und die Zeit (wie bishero geschehen) nicht verschleppen möchten.

Den 18. December in der Nacht, da die Nachtmeße angehen solte, kompt der Patriarch von seinem Neu-Jerusalem unvermutlicher Weise nach Moskow in die Hauptkirche, hält ordentlicher Weise die Frühstunden, nimpt redlich seinen Patriarchen Stab, welchen er an seinem Gestühl, da er sein Ampt verlaßen und von Moskow gewichen war, hatte stehen lassen und wischet wieder daran zum Thor hinaus. Alß er von S[eine]r Zar. Maj. beschiket und gefraget ward, warumb er ohne (183r) Befehl nach Moskow und auff die Patriarchalstelle, die er doch muhtwilliger Weise selbst verlassen hätte, erschienen wäre, ließ er sagen, er hätte eine Offenbahrung gehabt, daß er solches thun, und an selbigen Ort erscheinen, und die anwesende russische Heiligen anbehten solte. Endlich aber, als ihm nachgeschikt und der Stab, den er entführet hatte, ihm abgenommen ward, ließ er sagen, was er gethan hätte, wäre alles auff Expressen Ihro Czar. Maytt. geschehen, nachdem mahl es an ihm von dem Bojaren Nikita Alexeewitz Susin ausdrüklich geschrieben wäre, welches Schreiben er auch Ihro Czar. Maytt. durch einen von seiner Geistlichkeit zuschiken und zeigen lassen wolte. Hierauff gieng ein Scrutinium an, und worden viel berichtiget, die heimliche Correspondence mit dem Patriarchen geflogen hätten, unter andern ward auch der Bojar Nikita Susin eingezogen und wegen des Brieffes, den er an den Partriarchen geschrieben hätte, examiniret, gab sich in dem vor Gott und Ihro Czar. Maytt. schuldig und bezeigte, daß er damit seine Schuldigkeit, mit der er dem Patriarchen vieler Wolthaten obligiret gewesen, ablegen und dergestalt ihn bey Ihro Czar. Maytt. wieder in Gnaden zu bringen, befliessen gewesen. Weilen es aber übel gelungen, bitte er umb Gnade und (183v) erwahrte sein Urtheil, ward demnach endlich zum Tode verurtheilt, hernach aber von beyden czar. Printzen erbethen und ins ewige Exilium nach Kasan verschiket und alle seine Gütter confisciret zu werden declariret, welches auch erfolgte. Dieses Bojaren Gemahlin, eine Person über 30 Jahr, nachdem ihr berichtet worden, daß ihr Ehgemahl nach der Tortur gebracht, ist, druber bestürzt, in Omacht gefallen, drey Tage gantz sprachloß gelegen und hat also für Kummer den Geist auffgegeben.

Suplementum des 1664 Jahres

Nachdem Ihro Königliche Maytt. in Polen, wie gedacht, mit bey sich habenden Armeen über den Dnieper zu den russischen Gräntzen sich naheten, musten auch die russische Armeen von allen Plätzen ihren March nach der Grentz hin richten, umb dem Feind ins Land zu fallen zu verhindern, aber ehe sie die Grentze erreichen konten, streifften die polnischen und tarterschen Parteyen überall in die Gebiether bey Putivl, Sewsk, Bransk, ja bis auff diese Seite Karatzoff, 40 Meilen von der Hauptstadt Moskow. Weilen demnach nicht länger zu cunctiren stunden, eileten die Armeen bestmächtigst dem arrivirenden Feind entgegen, und als der Generalissimus, Bojar und Stadthalter zu Neugarden Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkäskij zu Kaluga angelanget, commandirte (184r) er alsobald den Bojaren und Stadthalter zu Tver Knias Ivan Siemonewitz Prosorowskij mit etzliche 1.000 Mann nach Karatzoff, selbst auf den Fuß mit der gantzen Armee folgend. Und weilen eben dazumahl auch von der pol. Seite etzliche 1.000 Mann cron- und littauscher Völker unter dem Generallieutenant Polubinskij dem Feinde entgegen commandirt waren, geriethen beyde Theile unter Karatzoff in eine starke Recontre, also daß es im Anfang auff der russischen Seite gar schlecht aussahe, zuletzt aber durch Tapfferkeit und Dexteritet des Bojaren und Generals Prosorowskij wurde die polnische strenge Impressa abgehalten und bemächtigte sich die russische Armee mit bewehrter Hand zurük nach der Hauptarmee abzumarchiren, welche ihr auf dem Fuße nachfolgte. Die pol. Troppen begaben sich auch wieder zu ihrer Armee unter Sewsk, allda sich der Feldmarechal Patz gelagert hatte, nachdem bey diesem Scharmützel von beyden Seiten bey 1.000 Mann auff der Wahlstatt geblieben. Der König aber, nachdem sich ihm viel kosakische Städte auff dieser Seite des Dniepers übergeben hatten, auch da ein ziemlicher Anfang mit Brennen und Verwüsten in den russischen Grentzen gemacht war, rükte endlich mit seiner gantzen Armee unter ein fest kosakischen Städtchen Gluchow, allda ein Oberster Basiley Dworetzkij in Besatzung war, ob nun schon in selbigem Städtchen sich viele Kosaken und Bürger befunden, (184v) so der polnischen Seiten sehr zugethan, auch gar gerne die Festung an den König übergeben hätten. Dennoch, nachdem selbige, bey der russischen Besatzung und den andern der russ. Seiten zugethanen Kosaken berüchtiget, von ihnen eingezogen, auch endlich abgethan wurden, ward der königlichen Armee ein so starker Wiederstand gethan, daß selbige nach Verlust etzlicher 1.000 Mann unverrichter Sachen abmarchiren und zurük nach Sewerien [sich] begeben muste, weilen sich unterdessen von allen Seiten auch die russische Armeen in vollem Anmarсh vernehmen liessen, nehmlich der General und Stadthalter zu Smolensk Piotr Wasilewitz Scheremetoff und der Okolnitzey und Woywod Knias Gregorey Gregoriewitz Romadanowskij, der sich mit dem kosakschen General Jan Bruchowetzkij conjugiret hatte, avancirenden von Putiwl und Baturin, der Generalissimus, Bojar und Stadthalter zu Neugarden Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij, auch der Bojar und Woiewod Knias Ivan Siemonewitz Prosorowskij mit andern conjugirten Armeen marchirten von Sewsk ab alle gerade auff die königliche Armee zuziehlende. Demnach wurden in Eil auch die littausche Völker unter Commando des neuerwehlten littauschen Feldmarechals Michailo Patzen und des Generallieutenants Polubinskij zu dem König nach der Ukrain beruffen. Weilen aber der König einen scharffen (185r) und mächtigen Wiederstand von der russischen Seite merkte, den Kosaken aber, so sich neülich ergeben hatten, gantz im geringsten nicht zu trauen stunde, resolvirte er sich bey solcher Beschaffenheit mit seinen wenigen Völkern, so bey ihm continuirten, weilen die meisten mit dem rebellischen Reichs- und Feldmarechall Lubomirskij (welcher, der gantzen Republique zuwieder procedirend, die halßstarrige Confoederirten, so dem Könige ihre Fehler nicht abbitten wolten, unter seinen Schutz genommen hatte, im Reich verblieben und Ihro Königlichen Maytt. gefolget waren) nicht länger auff des Feindes Grentzen zu cunctiren, vielweniger sich ferner ins Reich hinein zu wagen rathsahm erachtend, veränderte ihre Intention, die sie auff Sewsk gerichtet hatten, und nahmen ihren March auff eine rebellische kosakische Festung, Sewerskij Nowgrodek genand, zurük. Weilen aber der Generalissimus Tzerkaskij mit seinen conjungirten Armeen wegen bösen und weiten Weges, auch einer mächtigen Artillerie, von 50 groben und 100 Feldstüken bestehend seinen March nicht beschleunigen konte, dürften die andere russische Armeen allein sich an den König nicht wagen, und obschon der Okolnitzey und Woiwod, Knias Gregorij Gregoriewitz Romadanowskij, mit der Bielgrodschen Armee, auch der kosaksche General Bruchowietzkij mit seinen (185v) Kosaken und ein Theil Kalmüken aus Baturin den König und deßen Armee anzugreiffen erkühnet, etzliche wenige Scharmützel nicht weit von Worones auf diese Seite der Diesna mit des Generallieutenants Graffen Tzernetzkij seinen Troppen hatten, dennoch war keine Courage (obgleich der Bojar und General Scheremetoff mit der Putiwlschen Armee auch bereits arriviret war), ohne völlige Conjunction aller Armeen ein Haupttreffen mit dem Könige zu wagen. Endlich resolvirten sich auch Ihro Königliche Maytt., merkend, daß der Feind von Tage zu Tage sich verstärkte, ihm aber kein ferner Secours aus der Cron von dem Lubomirskij und den Confoederirten, geschweige von den crimmischen Tartern, die alle von den Türken nach Ungarn beruffen waren, folgen wolte, die Ukrain zu quittiren und sich nach ihren Grentzen über den Dnieper mit der Armee zu retiriren, maßen den auch (wie vor erwehnet) den Kosaken, so sich neülich auff die pol. Seite begeben hatten, nicht zu trauen war, welche alsobald, wenn sich nur die russische Armee zu ihnen zu nahen begunten, die pol. Besatzungen niederhieben und sich wieder an die Russen ergaben. Der Generalissimus Tzerkaskij, so nunmehr mit seinen conjungirten Armeen Sewsk vorbey passiret und einen gar weiten March in diesen bösen Wegen schwer (186r) umbsonst gethan hatte, muste auff czar. Ordre sich abermahl wenden und seinen March nach Sewerien auff Potzey zu nehmen. Unter dessen marchirten die Cronvölker mit dem Generalissimo Stanislas Pototzkij und Generallieutenant Tzernetzkij bey Tzernobil unter Sorokaschin über den Dnieper. Ihro Königliche Maj. aber begaben sich zu der littauschen Armee und richteten ihren March nebst dem Feldmarechal Patz auff Mohilow nach Weißreussen zu, obgleich nun der russische Generalissimus Tzerkaskij seinen Collegen, den Bojaren und Stadthalter zu Twer Knes Iwan Siemoniewitz Prosorowskij, nachdem er zu Potzey angelanget war, die Patzische Armee zu verfolgen commandiret, auch selbiger, den Obersten Kalkenstein mit einer Squadron Sapiehischer Dragouner unter Mglin antreffend, totaliter ruinirte, den Obersten selbst, seinen Majoren, einen von Ungern, auch etzliche Capitains und Lieutenants und theils Unterofficier gefangen bekahm. Doch entging die gantze Armee aller feindlichen Impressa, ohne daß sie einen grossen Schaden auff dem ungewohnlichen langwirigen March ohne Proviant und Futter vor die Pferd erlitten, daran dann die Armee, merklich geschwächet, an Bagage und Pferden einen grossen Schaden empfinden muste.

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